Fraktur Druckschrift Übersetzung

Gotisch, Schwabacher, Frakturschrift


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Was ist Fraktur?

Das Wort „Fraktur„ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Bruch„. Generell gehört die Fraktur zur „gebrochenen Druckschrift„.

Jedoch wird im alltäglichen Sprachgebrauch der Begriff „Fraktur„ großzügig und unlogisch angewandt. Gemäß der Auflistung der Druckschriften (DIN 16518 vom August 1964) bilden die Frakturschriften ‒ im Fachterminus als „gebrochene Druckschriften„ bezeichnet ‒ die Hauptgruppe 10. Diese wird u.a. unterteilt in:

10a Gotisch

10c Schwabacher

10d Fraktur

Somit wird das Wort „Fraktur„ einmal zum Sammelbegriff für alle „gebrochenen Druckschriften„ (= Hauptgruppe 10). Andererseits umfasst es lediglich die Unterkategorie „10d„ der gebrochenen Druckschriften.

Anfang des 13. Jahrhunderts erfuhren die aus der Antike stammenden runden Linien der Buchstaben Brechungen. Ebenso wurden die romanischen Rundbögen gebrochen. In den nordfranzösischen Schreibstuben, wo Mönche die Texte mit der Hand abschrieben, entstand die „gotische Schrift„.

Selbst in seiner Bibel von 1455 ‒ der ersten Druckschrift des Abendlandes ‒ ahmte Johannes Gutenberg († 1468) diese hohe, schmale Handschrift nach. Er wählte als Schriftart die Textura, eine Variation der gotischen Minuskel.

Um 1470 erscheint die zweite gebrochene Druckschriftgruppe die „Schwabacher„. Aller Wahrscheinlichkeit leitet sich ihr Name im weitesten Sinne vom Ort Schwabach bei Nürnberg ab. Denn zur Entstehungszeit gab es im fränkischen Schwabach keine Druckerei. Es ist auch kein Schriftschneider dieses Namens bis lang überliefert. Vermutlich ist der Name auf die vom Konvent zu Schwabach 1529 beschlossenen Schwabacher Artikel zurückzuführen. Es handelt sich um ein von Martin Luther (1483-1546) erarbeitetes reformatorisches Bekenntnis in 17 Artikeln, die 1530 Eingang in die Confessio Augustana der Protestanten fanden. „Schwabacher„ wäre also eine Verkürzung für „Schrift der Schwabacher Artikel„.

Zusätzlich ließ Martin Luther seine Bibelübersetzung in Schwabacher Schrift drucken.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstand der Frakturtyp im gesellschaftlichen Umkreis vom Habsburgerkaiser Maximilian I. (1459-1519). Über die Identität des Erfinders gibt es mehrere Theorien, die man aber bis heute nicht eindeutig belegen konnte, da die Formen dieser Type auch in handschriftlichen Urkunden aus dem Bereich der Wiener Universität und in Nürnberg nachweisbar sind.

In Frage kommt unter anderem Vinzenz Rockner, ein Sekretär von Maximilian I., der den Druck des „Gebetbuches„ überwachte. Maximilian wünschte, dass der Druck einer Handschrift ähneln solle. Nach Vorlagen aus der kaiserlichen Kanzlei entwarf der Sekretär Vinzenz Rockner eine Vorlage für den Typensatz. Sie gilt als Vorstufe der Fraktur. Das gedruckte Schriftbild wurde ergänzt durch mit der Hand ausgeführte Schnörkel. Die farbige Liniierung sowie die zum Teil gemalten Initiale unterstrichen den Eindruck einer Handschrift.

Der zweite etwaige Urheber ist der Mönch und Schreiber Leonhard Wagner (1453-1522), der bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert eine entsprechende Schriftart entwickelte, die aber in der Bibliothek seines Klosters verblieb, so dass unklar ist, wie bekannt diese Handschrift war. Auch er hatte einen Bezug zu Maximilian I., denn er war diesem sehr verbunden. Das Prachtwerk „Vita Sancti Simperti„, das zudem Illustrationen von Hans Holbein der Ältere zieren, entstand im Auftrag des Herrschers. Ihm gewidmet ist das Musterbuch mit über 100 Schriftarten „Proba centum scripturarum una manu exaratarum„, Wagners Meisterwerk aus dem Jahr 1507. Dort sind einige von diesem Kalligraphen selbst entwickelte Schriften enthalten.

Das „Gebetsbuch„ von Kaiser Maximilian I. bezeugt die erste Frakturschrift für den Buchdruck. Es wurde 1514/1515 vom kaiserlichen Hofdrucker Johann Schönsperger d. Ä. (1455-1521) in Augsburg auf Pergament gedruckt. Geplant waren zehn Exemplare, fünf davon sind erhalten geblieben. Ein einziges Exemplar wurde von sieben führenden Künstlern der Zeit mit Randzeichnungen versehen, darunter Hans Burgkmair (1473-1531), Hans Baldung († 1545), Lucas Cranach d. Ä. († 1553), Albrecht Altdorfer (um 1480-1538) und Albrecht Dürer (1471-1528).

Im Gegensatz zur Schwabacher Schrift wurden die Buchstaben der Frakturschrift viel feiner ausgeführt. Verbreitung findet dieser Schrifttyp im deutschsprachigen Raum, doch auch im benachbarten östlichen und südöstlichen Europa, sowie in Skandinavien.

Bis ins 20. Jahrhundert werden nun die meisten deutschen Texte in Fraktur gesetzt, weshalb sie den Namen „deutsche Schrift„ erhält. Vermutlich stammt die Bezeichnung „deutsche Schrift„ aus Italien. Jedenfalls lässt sich die Definition „lettera tedesca„ schon Ende des 15. Jahrhunderts in Oberitalien nachweisen. Man verstand damals darunter die Schwabacher bzw. Fraktur.

Als bewusste Gegenströmung zur „deutschen Schrift„ wurde im 15. Jahrhundert die Humanisten-Antiqua entwickelt.


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